10.11.2023 - 909 Kilometer südwestlich
Wir sind wieder vor Sonnenaufgang aufgestanden. Die Nacht war eigentlich okay. Wir haben eine Decke zusätzlich zum Schlafen genommen und haben dann zum Glück weniger gefroren, es war sogar fast zu warm. Nachdem wir uns fertig gemacht haben, sind wir direkt losgefahren. Da wir den Süden des Omans auch sehen wollen, hatten wir eine 9-stündige und 909 Kilometer lange Fahrt vor uns. Zum Reisen gehört eben auch genau das: REISEN. Auf dem Weg nach unten hatten wir einen wunderschönen Blick bei Sonnenaufgang über die Berge. In Nizwa haben wir versucht an Kaffee zu kommen, aber es hatte fast alles geschlossen und die Restaurants, die geöffnet waren, hatten nur 3in1 Anrühr-Kaffee und darauf hatten wir keine Lust. Wir hielten an einer Tankstelle, aber auch die hatte keinen Kaffee. Die Landschaft veränderte sich schnell. Es wurde flacher, karger und dadurch auch immer langweiliger. Die komplette Fahrt führte quer durch die Wüste, immer geradeaus mit nur wenigen Kurven. Je weiter wir südlich kamen, desto sandiger wurde es. Immerhin waren wir fast die einzigen auf der Straße. Wir haben nur einige LKWs und ganz wenige Autos unterwegs gesehen. Ganz selten kamen wir an kleinen Städten vorbei. Wir sahen aber ein paar heftig demolierte LKWs, welche nach Unfällen einfach samt Anhänger und teilweise Ladung am Rand der Straße herumlagen. An einer einsamen Raststätte, mitten im Nirgendwo hielten wir nach etwa 250 Kilometer an, um zu tanken und zu frühstücken. Hier gibt es außerdem Gästehäuser, einen Supermarkt und ein paar andere Gebäude. Die unendliche Weite fasziniert uns und was uns auch fasziniert, sind die wildlebenden arabischen Kamele (Dromedare). Große Herden laufen einfach in der Wüste umher und stehen teilweise direkt neben der Straße. Dadurch fühlen wir uns irgendwie so richtig im Orient angekommen. Ein Kamel ist mitten zwischen den beiden Spuren der Autobahn gelaufen und ein Mann hat angehalten, um es von der Straße zu holen. Wir haben auch eine große Windhose gesehen. 100 Kilometer vor Salalah, unserem Ziel, hielten wir in einer kleinen Stadt nochmal zum Tanken an. Dort gab es in einer Reihe etwa 15 Drive-in Cafés. Richtig süß gemacht und wir gönnten uns natürlich nochmal einen Kaffee. Dann ging es stark bergab Richtung Küste. Die Landschaft ist hier sehr grün und es gibt einen großen Wald. Am Stadtrand von Salalah laufen viele Kamele auf den Grünflächen umher. Vielleicht gehören sie auch jemandem und wir sahen von der Straße aus die Zäune nicht. Im Oman haben wir übrigens bisher nur sehr große Häuser gesehen. Auch unser Hotel ist in einem großen Haus und unser Zimmer ist riesig. Zu unserer Überraschung hatten wir im Zimmer Waschmaschine und Trockner. Wir mussten demnächst eh Wäsche waschen und damit sparen wir uns einiges an Geld. Wir haben also erstmal gewaschen und sind danach mit dem Auto in ein Restaurant mit guter Online-Bewertung um die Ecke gefahren. Ihre Spezialität ist Kamelfleisch, aber wir waren uns unsicher und bestellten lieber Hähnchen und Pizza. Auf dem Rückweg fing es stark zu regnen an. Wir planten noch unsere Tage hier im Süden und entschieden spontan, eine weitere Nacht in diesem Hotel zu bleiben, da es echt günstig ist. Ach ja – wir haben uns übrigens ein Hotel gegönnt. Duschen war nötig und ein richtiges Bett irgendwie auch :D
11.11.2023 - Mughsail Beach
Oh wow! Wir sind hin und weg von dieser wunderschönen wilden Küste bei Salalah. Etwa 30 Kilometer westlich von Salalah liegt der Mughsail Beach. Zwischen grünen Bergen und dem Strand mit einigen Palmen führt eine Straße entlang. Die Landschaft erinnert uns an Irland oder an die Garden Route entlang der Küste in Südafrika, zumindest solange man im Auto sitzt, die hohe Temperatur draußen nicht spürt und weder Palmen noch Kamele sieht :D Die Straße endet abrupt und man kann sehen, wie sie von Wasser von den Bergen zerstört wurde. Es gibt aber eine Umgehung ins Landesinnere und man kommt direkt wieder am Strand heraus. An und auf der Straße stehen einfach überall Kamele und wir haben Flamingos gesehen, welche aber nicht die typische rosa Farbe haben. Am Ende des Strandes schauten wir uns die Marneef Cave und die Blowholes an. Die Marneef Cave ist ein riesiger, überhängender, stark zerklüfteter Felsen, der eine Halbhöhle bildet. Blowholes kennen wir bereits aus Hawaii. Bei Flut und höherem Wellengang wird das Wasser in die Felshöhle gedrückt, wo es nur nach oben durch diese Blowholes ausweichen kann. Das Ganze sieht dann wie ein Geysir aus. Da das Meer recht ruhig war, haben wir nur einen starken, leicht feuchten Wind aus den Blowholes fühlen und hören können. Danach sind wir mit dem Auto einmal komplett durch Salalah gefahren und in die Grand Mall gegangen. Innenstädte, wie wir sie aus Europa kennen, gibt es in den arabischen Ländern meistens nicht. Die Mall hat einen großen Foodcourt, eine große Fun Station mit Fahrgeschäften und Spielgeräten und eine große schöne Terrasse auf dem Dach mit Cafés und Restaurants. Anschließend haben wir im Supermarkt Essen für die nächsten Tage im Auto eingekauft und sind erstmal zurück ins Hotel gegangen. Abends sind wir ins selbe Restaurant wie gestern, da das Essen echt lecker war. Dieses Mal haben wir uns getraut ein Wrap mit Kamelfleisch zu bestellen. Ähm joa :D Brauchen tun wir es beide jedenfalls nicht noch einmal. Der Geschmack ist für uns schwer zu beschreiben, weil es einfach anders als alles was wir kennen schmeckt.
12.11.2023 - Wadi Darbat und Wadi asch-Schuwaimiyya
Ab heute heißt es wieder Wildcampen und im Auto schlafen. Nach zwei Tagen im Hotel und an einem Ort freuten wir uns aber schon darauf. Auf dem Plan heute standen zwei Wadis. Es ging zudem wieder Richtung Norden, aber diesmal an der wunderschönen Küste entlang. Erster Stopp war das Wadi Darbat. Das Wadi ist touristisch gut erschlossen und wir waren zum Glück früh dort, sodass noch keine großen Touri-Busse da waren. Bis auf zwei weitere Pärchen und Einheimische haben wir niemanden sonst angetroffen. Abgesehen von hunderten Kamelen und fast genauso vielen Kühen. Mitten auf der Zufahrtsstraße zum Wadi stand direkt eine kleine Herde Kamele. Als wir uns näherten und anhielten, kam eines direkt neben die Beifahrertür und blieb stehen. Dann drehte es seinen Kopf und starrte uns an. Wir fuhren langsam weiter. Im Wadi angekommen haben wir uns einen schönen Stufen-Wasserfall angesehen. Das Wadi führt zurzeit wenig Wasser, aber es war trotzdem schön. Wir sind mit dem Auto bis zum Ende der Teerstraße im Wadi gefahren und sind unterwegs sehr vielen weiteren Kamelen und Kühen begegnet, welche alle überwiegend auf der Straße liefen. Auf dem Rückweg hielten wir an einem schönen Café mit Blick auf das Wadi, aber leider war es geschlossen. Wir fuhren weiter und kamen an einem Ort namens Mirbat vorbei. Dort versuchten wir unser Glück auf Kaffee und tatsächlich fanden wir ein sehr schönes Café. Weiter ging es die wunderschöne wilde Küste entlang. Kilometerlange menschenleere Sandstrände, Kamele am Meer und einfach mitten auf der Straße (man muss beim Fahren echt aufpassen). Wir sahen nur wenige Dörfer und kleine Städte. Kurz vor einer Serpentinenstraße war ein Militärkontrollpunkt. Das Auto vor uns wurde durchgewunken. Als sie uns sahen, kamen sofort zwei junge Männer hergerannt. Einer mit etwas angsteinflößendem Maschinengewehr. Wir waren das einzige Auto und Rebecca bekam wie immer Schiss :D Die Männer waren aber sehr nett. Sie wollten Sergejs Führerschein sehen und sagten ihm, dass er auf dem Foto mit Bart besser aussehe. Sie fragten aus welchem Land wir kommen, warum wir im Oman sind (spaßeshalber - weil sie sagten es ist doch viel zu heiß und langweilig :D), wo wir hinfahren wollen, wie alt wir sind... mehr oder weniger einfach ein kleiner Smalltalk. Dann luden sie uns sogar zum Kaffee trinken ein. Wir lehnten dankbar ab. Wahrscheinlich war ihnen einfach langweilig und es war für sie spannend hier Touristen zu sehen. Wir fuhren die Serpentinen nach oben, vorbei an schönen Wadis und an wunderschönen Aussichtspunkten auf die Steilküste. Oben war es allerdings etwas öde, da es einfach mittig auf dem Tafelberg entlanggeht. Dann ging es wieder nach unten und an einem weiteren kilometerlangen Strand entlang. In dem Ort Ash Shuwaymiyyah tankten wir und kauften Wasser, denn hier wollten wir in das Wadi asch-Schuwaimiyya. Wir stießen im Internet zufällig darauf und sahen, dass es sehr untouristisch und deshalb unbekannt ist. Vom Ort aus waren es 10 Kilometer bis zu einem schönen Spot, an welchem wir schlafen wollen. Da wussten wir mal wieder nicht, was auf uns zukommt :D Die Straße begann direkt als Schotterstraße und führte in die breite Schlucht, also durch das Wadi. Sie wurde immer schlechter und schlechter. Teilweise gab es gar keine Reifenspuren mehr, da sie von vorherigen Fluten weggespült wurden. Wir waren uns absolut nicht sicher, ob es der richtige Weg war und wo wir überhaupt rauskommen sollten. Zum Glück haben wir Allradantrieb und nach einer gefühlten Ewigkeit (da man ja so auch nicht schnell fahren kann) kamen wir an einer Oase an. Es war sehr grün und wir hörten es plätschern. Außer uns war weit und breit niemand, auch auf dem ganzen Weg waren wir komplett alleine. Zudem hatten wir hier überhaupt keinen Empfang mit dem Handy. Wir waren uns unsicher, ob wir richtig waren. Es sah ganz und gar nicht so aus, wie auf dem YouTube Video, weshalb wir überhaupt hier drauf aufmerksam geworden sind. Wir sahen eine Treppe, welche auf eine höhere Ebene führte. Also ließen wir das Auto stehen und gingen nach oben. Dort waren noch viel mehr Pflanzen und ein gemauerter Faladsch (Bewässerungssystem im Oman). Wir folgten diesem durch die wuchernden Pflanzen und kamen schließlich tatsächlich an diesem unfassbar schönen natürlichen Pool heraus. Von oben tröpfelte Wasser nach unten. In der Regenzeit muss hier Wasser in Strömen herunterkommen. Dadurch hat sich unten eine sandige Kuhle gebildet, in welcher sich glasklares Wasser befindet. Der Ort ist wunderschön, aber etwas beängstigend zugleich. Von hier aus konnten wir das Wadi und unser Auto nicht sehen. Wir gingen zurück zum Auto, Sergej fuhr es nach oben auf die höhere Ebene. Dort gab es einige Feuerstellen und sogar Mülleimer. Der Oman hat viele Mülleimer an möglichen Stellplätzen fürs Wildcampen bereitgestellt. Richtig gut! Wir entschieden uns zu baden, nahmen Handtücher und gingen wieder auf dem Faladsch entlang zum "Pool". Das Wasser ist unheimlich erfrischend und es tat einfach so gut. Danach bereiteten wir vorne am Auto ein Feuer vor, als plötzlich ein Auto angefahren kam. Zuvor haben wir uns ein bisschen gewünscht, dass noch jemand kommt, da es sich dann nicht ganz so einsam und unheimlich anfühlt. Jetzt fanden wir es irgendwie blöd, dass noch jemand kam :D Je länger wir hier waren, desto weniger unheimlich fanden wir es. Wie es der Zufall will, waren es auch deutsche Touristen. Sie grüßten uns und verschwanden im Gebüsch Richtung Pool. Nach einiger Zeit kamen sie völlig fröhlich zurück und fragten uns, ob wir den Pool schon gesehen hätten. Sie meinten, dass sie einen anderen Ort zum Schlafen suchen, da das Wadi ja so viel Platz bietet. Mit dem Wissen, dass andere Touristen in der Nähe sind, waren wir beruhigt und entschieden uns die Nacht hier zu bleiben. Wir machten Kartoffeln und grillten Würstchen und dann war es auch schon wieder dunkel. Da es hier Wasser gibt, gibt es leider auch eine Menge Insekten, vor allem Stechmücken. Deshalb sind wir ins Auto gehockt. Dort war es allerdings sehr warm und wir wollten die Fenster nicht öffnen - Teufelskreis :D Wir sind also etwa alle 20 Minuten wieder nach draußen gegangen, um uns abzukühlen. Es war stockdunkel, der Mond war nicht zu sehen. Dadurch haben wir allerdings einen wunderschönen Sternenhimmel sehen können. Ein Traum! Als wir Geräusche hörten (wahrscheinlich Tiere, welche am Mülleimer waren) hat Rebecca Angst bekommen und wir sind ins Bett :D Von hier können wir aber auch etwas die Sterne sehen und wir versuchen jetzt schnell zu schlafen.