25.09.2022 - Lüderitz
Früh morgens sind wir Richtung Lüderitz losgefahren. Darauf freuten wir uns sehr. Dort liegen die Anfänge der deutschen Kolonialzeit in Namibia. An sich wirklich keine schöne Sache, aber in einem so weit entfernten Land deutsche Spuren zu finden ist schon ziemlich interessant. Auf unserem Weg dorthin sind wir unter anderem in Helmeringshausen vorbeigekommen und haben da kurz zum Tanken gehalten. Helmeringshausen, was schon kilometerweit vorher angeschrieben war, ist ein kleines Dorf, bestehend aus einer Tankstelle, einem Hotel und etwa 5 Häusern. Die Einheimischen dort waren dick angezogen, wir allerdings noch von der Wüste in kurzer Kleidung. Wir waren mittlerweile wieder ziemlich weit im Süden, was sich auch an den Temperaturen bemerkbar machte (es war richtig frisch, da auf der Südhalbkugel ja noch Winter ist). Nach ein paar Kilometern ging es nur noch geradeaus durch die Namib vom Inland Richtung Westen, also an die Küste. Auf dieser Strecke haben wir viele Wildpferde gesehen. Einmal mussten wir eine Vollbremsung machen, weil die Pferde einfach über die Straße rannten. Unterwegs waren links von uns die Bahngleise an denen immer wieder ein kaputtes, altes Bahnhofshäuschen stand. Deutsche Namen waren daran befestigt. Ringsherum befindet sich das ehemalige Sperrgebiet. Mittlerweile sind die Zugangsbeschränkungen teilweise abgeschafft und es ist nun ein Nationalpark. Das Gebiet gehört allerdings schon lange nicht mehr den Deutschen, sondern wieder Namibia. Die Deutschen kamen damals wegen den Diamanten, die einfach so überall im Sand lagen. Heute wird dort immer noch nach Diamanten geschürft, aber Diamantenförderung hat sich immer stärker in den Atlantik verlagert. Nach einer gefühlten endlosen geraden Strecke durch das Nichts kamen wir endlich an. Ein Schriftzug aus weißen großen Buchstaben stand auf einem Berg am Eingang zur Stadt - "LÜDERITZ". Hatte irgendwie was von Hollywood :D auf dem Weg zum Hostel waren wir schon völlig hin und weg. Zwar hat man in allen Regionen Namibias, die wir bis dahin gesehen haben, deutsche Einflüsse gesehen. Aber hier hatten wir echt das Gefühl das wir in einem deutschen Dorf waren. Im Hostel angekommen haben wir kurz eingecheckt und uns dann dazu entschieden ein bisschen durch das Dorf zu schlendern. Da die Temperaturen hier nicht mehr so hoch wie im Sossuvlei waren, hatte man wirklich das Gefühl in einem deutschen alten Dorf aus dem vergangenen Jahrhundert zu sein. Hier eine Apotheke, da eine Schule, die freiwillige Feuerwehr, eine Kegelbahn oder auch eine Turnhalle... Alles auf deutsch, die Straßenschilder unter anderem auch. Im Kirchweg schließlich, direkt vor der Kirche, sprach uns ein Mann an. In perfektem Deutsch lud er uns zu seinem Gottesdienst ein, der gleich stattfand. Er sei Pfarrer und komme von Windhuk. Leider hätte Lüderitz keinen eigenen Pfarrer mehr, so komme er einmal im Monat hier runter um deutschen Gottesdienst zu halten. Okay, das ist also auch Namibia... Viele Menschen mit deutschen Wurzeln leben hier noch, sind meist sogar hier geboren. Aber wir haben später erfahren, dass Namibia die schlimme Geschichte der Kolonialzeit hinter sich lassen möchte und die Deutschen mehr oder weniger aus dem Land vertreiben will. Viele der Kinder aus unserer Generation wandern gerade wieder zurück nach Deutschland aus, soweit wir nachgelesen haben. Zurück im Hostel angekommen, haben wir es uns auf der Terasse bequem gemacht und den Sonnenuntergang genossen.
26.09.2022 - Kolmannskuppe
Heute waren wir noch mehr auf den alten deutschen Spuren unterwegs. Wir waren in der Geisterstadt "Kolmanskop", oder wie es auf deutsch heißt "Kolmannskuppe". Relativ früh standen wir auf, weil wir später noch bis in die Kalahari Wüste zum nächsten Campingplatz fahren mussten. Wir frühstückten in der Küche unseres Hostels (in der sich Rebecca übrigens wie bei ihren Großeltern fühlte) und fuhren nach Kolmanskop, welches nur wenige Kilometer entfernt war. Am Eingang zahlte man den Eintritt, konnte dann aber an einer kostenlosen Führung teilnehmen, die sogar auf deutsch angeboten wird. Die Stadt war einst sehr reich, seitdem die Kolonialzeit vorbei ist und viele Deutsche direkt zurück nach Deutschland sind, wird sie fast komplett sich selbst überlassen. Da sie mitten in der Namib liegt, wird sie quasi vom Sand verschluckt. Wir gingen in das große Haupthaus, dieses wird regelmäßig instand gehalten da sich dort auch ein Restaurant und ein Souvenirshop befinden. Früher war dies die Sporthalle, gleichzeitig auch ein Veranstaltungsraum, in welchem Feste stattfanden. Wir fühlten uns in den Sportunterricht unserer Schulzeit zurückversetzt. Dort standen ein original Barren, Springbock usw. Kein gutes Gefühl, für Rebecca zumindest :D Außerdem gibt es dort alte Dokumente welche echt interessant waren, unter anderem Schulzeugnisse und Arbeitsverträge von damals. Alles auf deutsch selbstverständlich. Dann nahmen wir an der Tour teil. Leider war das Deutsch unseres Guides nicht optimal, sodass man wenig verstand. Danach sind wir noch eine ganze Weile ohne Guide durch die Stadt gelaufen. Die Häuser sind teilweise komplett zerstört. Aber man konnte trotzdem erkennen, was für schöne große Villen es einst waren. Wir schauten uns auch die alte Bäckerei und Metzgerei an, sowie das Krankenhaus und den einzigen Laden der Stadt. Es war wirklich faszinierend dort zu sein. Sanitäreinrichtungen, Kleidung, Einkaufslisten und Lebensmittelbehälter sind dort noch zu finden. Außerdem waren wir noch in einem kleinen "Museum" in dem gezeigt wurde, wie die Arbeiter dort versuchten Diamanten zu schmuggeln. Die kamen auf Ideen :D Beispielsweise wurden Brieftauben genutzt. Wir erfuhren auch, dass die Menschen deren Arbeitsvertrag ausgelaufen war, für 14 Tage in Quarantäne mussten. Deren Exkremente wurden durchsucht, da es immer wieder vorkam dass die Mitarbeiter Diamanten schluckten um sie raus zu schmuggeln. Ach ja, übrigens waren dort damals so viele Diamanten, dass man sie einfach vom Boden aufheben konnte. Die lagen da einfach auf der Sandoberfläche rum. Deshalb hatten die Deutschen dann auch den gesamten Teil der Namib zum Sperrgebiet erklärt. Damit konnte keiner mehr rein, um sich an den Diamanten zu bedienen. Etwa um 14:00 Uhr fuhren wir dann weiter, bis in die Kalahari Wüste. Gerne wären wir länger geblieben, aber es war wieder eine weite Strecke zu fahren.